Alle fünf Jahre findet in Schwyz das fasnächtliche Japanesenspiel statt. In der Nähe
von Schwyz aufgewachsen, ist mir diese Fasnachtstradition aus meiner Kindheit bekannt. Bis heute verkleiden sich Mitglieder dieser Fasnachtsgesellschaft alle fünf Jahre als „Japanesen“. Das Spiel selbst thematisiert aktuelle Themen aus der Politik und der Gesellschaft und wird zu Ehren des „japanesischen“ Kaisers und der Kaiserin aufgeführt. Die exotischen „Japanesen“ selbst haben, bis auf das Kaiserpaar, keine Sprecherrollen. Sie dienen einzig als Statisten.
Drei Stränge dieser kolonial begründeten Tradition führen mich zurück in die Ver- gangenheit:
• 1863 reist Kaspar Brennwald als einer der ersten Schweizerischen Wirtschafts- delegierten nach Japan. Die Medien berich- ten damals ausführlich über die Planung der Reise der ersten Wirtschaftsdelega- tion nach Japan. Besonders amüsiert hat sich die Schweizer Bevölkerung über die komplexe Beschaffung der „Affekten“ und Geschenke für Japan.
• Das Ereignis ist Auslöser für das erste groteske Fasnachtsspiel der „Japanesen“ in Schwyz, noch in demselben Jahr. Später entsteht daraus die heutige Japanesen- gesellschaft.
• 1950 reist der aus Schwyz stammende Missionar Thomas Immoos nach Japan. In der Rolle als „Japankenner“ pflegt er engen Kontakt zur Japanesengesellschaft. Nach- dem die Missionierung in Japan stagniert, arbeitet er als Professor an der Sophia Universität in Tokio und forscht unter ande- rem über das Noh-Theater (japanisches Maskentheater).
Diese Ereignisstränge kurbeln meine inneren Japanbilder an. Die perfekte Vorbereitung für mein Austauschsemester in Kyoto, Japan, 2013. An der Universität of Arts and Design bin ich Mitglied einer Noh-Theater- Gruppe.