2021 überarbeite ich die Recherche über Jeddo. Es entsteht eine Video-Installation, in der ich die drei Ereignisstränge mit Aufnahmen aus meinem Noh-Unterricht verwebe. Der Noh–Schauspieler Kawamura Sensei unterrichtet mich in Tanz und Gesang. Während einer Pause probt er spontan. Im Hintergrund unterhalten sich meine Kommilitoninnen.
Das traditionelle Noh-Theater ist als Drama aufgebaut mit ca. 4h Länge. Aus welchem Stück dieser kurze Ausschnitt stammt, konnte ich nicht in Erfahrung bringen. Mir gefällt die Vorstellung, dass es sich dabei, wie bei den meisten Stücken, um ein Göttliches Drama handeln könnte: ein Stück um eine fremde mythologische Gestalt (Wikipedia). Eine Gestalt, die über das Fremde und sein eigenes Fremdsein sinniert und den Mut hat seine Gedanken in einem Gesang zu äussern. Das Video zeigt die volle Länge der Probe von Kawamura Sensei.
Zu sehen sind links zitierte Sätze aus dem Tagebuch des Schweizer Wirtschafts- delegierten Kaspar Brennwald. Mittig sind Bilddokumente der Japanesengesellschaft zu sehen und rechts sind Worte des Missionars Thomas Immoos zu lesen. → 17—19
Bei der Recherche erstaunt mich die Tatsache, dass Kaspar Brennwald und Thomas Immoos trotz der hundert Jahre Zeitunterschied beide ähnliche Worte bei der Beschreibung des fremden Japans nutzen. Der Begriff Tagebuch suggeriert eine persönliche Reflexion. In beiden Büchern lese ich jedoch keinen Satz in der Ich-Form, stattdessen wird die passive oder Wir-Form genutzt; das Wir für „wir Schweizer“oder „wir Missionare“.
Beide Interessengruppen, die Wirtschaftsdelegation und die Missionare, haben das selbe Vorhaben. Sie reisen nach Japan um sich dort niederzulassen. Laut den Beschreibungen zufolge werden alle mit offenen Armen empfangen. Diese Offenheit bekommt einen Knick bei den Worten: „Die Mission in Japan stagniere.“ Kaspar Brennwald gründet in Japan das Handelsunternehmen DKSH, das bis heute existiert.