Das Heimatdorf meiner Mutter anonymisiere ich mit dem Pseudonym Aroleid. Der Name stammt ursprünglich aus dem Gedicht Aroleid von Gottfried Keller (1819-1890). Weiter verwendet der Wissenschaftler Joseph Müller den Namen Aroleid für die Anonymisierung des Dorfes in seiner Inzuchtforschung von 1933. Bleistiftnotizen weisen darauf hin, dass das Dorf meiner Mutter gemeint ist.

Der fiktive Ort Aroleid entsteht durch die konstruierten Verbindungen einzelner Ereignisketten. Hier tauschen sich historische Ereignisse unablässig mit der Gegenwart aus. Die unterschiedlichen Perspektiven der aufgenommenen Ereignisse beeinflussen sich gegenseitig und verändern sich laufend. Aroleid ist ein energetisches Feld, das sich fortwährend bildet und wieder in einzelne Partikel auflöst.

Wenn ich in den Worten von Donna Haraway spreche, ist Aroleid ein Ort der nur im „Chtuluzän“ existiert. Mit dem Ende löst sich Aroleid auf. Die einzelne Teile, Fäden und Elemente können so wieder von den „Chtonischen“ im „Chtuluzän“ für „SF“ verwendet werden.

Anhand von fünf konkreten Ereignisketten erforsche ich Möglichkeiten, dieses Momentverständnis künstlerisch umzusetzen. Nach einer längeren Experimentierphase besteht Aroleid schliesslich aus einem Hörspaziergang, einer Publikation und einer mehrteiligen Installation. Die Herausforderung ist es, eine non-lineare und doch „lesbare“ Erzählweise zu finden. Ich schaffe einen offenen Raum, in dem die Betrachterinnen selbst die Möglichkeit bekommen, Parallelen zwischen den Ereignisketten in Ruhe zu erpirschen.